… dass der Besitzer der früheren „Garage Engel“ aus Hesperingen ein renommierter Radrennfahrer gewesen ist?
Der Vater Nicolas Engel (Eisenbahnarbeiter) aus Dommeldingen heiratete am 20.01.1900 in Hesperingen die ebenda geborene Magdalena Brix. Die Familie Engel-Brix wohnte anfangs in Hesperingen, zog dann um 1905 nach Bonneweg und 1920 kaufte Nic. Engel ein Haus in der Nähe des Drosbachs in Hesperingen. Dort richtete er eine kleine Fahrradwerkstatt ein und führte die erste Benzinpumpe in der Ortschaft Hesperingen. Dem Ehepaar Engel-Brix wurden vier Kinder geboren: Maria Magdalena (1900), Nicolas (1902), Peter (1904) und Franz (1907) und ein Pflegekind namens Kurt Lohmer wohnte spätestens seit 1916 ebenfalls in dem Haushalt. Auch der ältere Bruder Nic. Engel war ein berühmter Straßen- und Bahnfahrer gewesen, verstarb aber bereits 1946 nach einem zweijährigen Aufenthalt im KZ Hinzert. Peter, genannt „Jempy“, Engel kam 1921 im Alter von 17 Jahren zum Vélo Club Rollingergrund. Hier landete er seinen ersten Sieg gleich im ersten Rennen. Noch im selben Jahr wurde er luxemburgischer Juniorenmeister der Flieger und über 1 Kilometer. Bei Gelegenheit der (provisorischen) Einweihung des Velodroms in Belair am 28.08.1921 tauchte der Name des 1,68 m großen Hesperinger Fahrers in den Medien auf, denn das allererste Rennen (für Amateure) im Velodrom überhaupt, welches über 15 Runden ging, wurde von Jempy Engel gewonnen. Neben anderen Rennen im Velodrom (teilweise zusammen mit seinem Bruder Nic. Engel) mit hervorragenden Platzierungen konnte sich Jempy Engel auch bei anderen Rennen wie etwa dem „Grand Prix de la Foire“ (org. vom „Veloce Club Limpertsberg“) im Jahre 1923 behaupten. Im selben Jahr bestritten die beiden Brüder übrigens auch ein von dem „Vélo Club Hespérange“ im Velodrom ausgetragenes Rennen. Von sämtlichen Radsportvereinen unserer Gemeinde konnte sich nur der „Guidon Alzingen“ bis heute behaupten. Das erste Internationale Straßenrennen (für Débutants und Indépendants), welches der hauptstädtische Cyclo-Club am 25.07.1925 organisierte, wurde dann zum großen Erfolg des jungen Fahrers aus Hesperingen und bei der dritten Weltmeisterschaft im Jahre 1926 kam Luxemburg auf dem dritten Platz hinter Frankreich und der Schweiz, wobei Jempy Engel den hervorragenden zweiten Platz in der Einzelwertung belegte. Auch mit dem zweimaligen Tour de France-Sieger Nik. Frantz lieferte sich Jempy Engel manch unerbittliches Duell, das er verschiedene Male sogar zu seinen Gunsten entscheiden konnte, aber einige Mannschaftsrennen bestritten sie auch zusammen. Im Jahre 1932 heiratete Jempy Engel dann Maria Margaretha Lahyr aus der Hauptstadt. In jenem Jahr gewann er noch einmal die Cyclo-Cross-Landesmeisterschaft, um dann das Rad „an den Nagel zu hängen“ und sich seiner beruflichen Karriere und dem Familienleben zu widmen. 1937 eröffnete er die „Grand Garage J. P. Engel“ in Hesperingen, die 2008 mit der 1934 gegründeten Garage Paul Lentz fusionierte, welche heute noch in Alzingen zu finden ist. Den Traum einer Autopiste in dem Berg hinter seiner Werkstatt konnte er indes trotz intensiver Bemühungen nie verwirklichen. Auch Jempy Engel erlitt wie sein Bruder Nic. Engel einen frühen Tod. Er verstarb am 30.12.1960 in der neuro-psychiatrischen Klinik in Ettelbrück. Die Medien widmeten dem verdienten Sportler aus Hesperingen einen ehrenvollen Nachruf.
Roland Schumacher |