Aus dem "Trierischer Volksfreund" vom 17. September 2014 Autor: Herbert Thormeyer |
Führung durch das Haus der Ewigkeit
Von unserem Mitarbeiter Herbert Thormeyer Könen. „Der jüdische Friedhof in Könen wurde wahrscheinlich 1849 angelegt“, weiß Bruno Lauscher vom Förderverein Synagoge Könen. Vor nicht mehr als einem halben Dutzend Zuhörer steht der Referent, als er die spannende Historie der ehemaligen Mitbürger jüdischen Glaubens erzählt, die untrennbar mit dem dunkelsten Kapitel Deutscher Geschichte verbunden ist. „Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahre 1855“, fährt Lauscher fort, der den erkrankten Buchautor Willi Körtels vertritt, ein lebendes Lexikon, was die Geschichte der Juden in Konz angeht. „Solch ein brutaler Nazi-Staat darf nie wieder eine Chance bekommen.“ Bereits 1905 wurden zahlreiche Grabdenkmäler zerstört. Zu sehen sind heute 15 Grabsteine, die jedoch nicht die wirklichen Gräber markieren. „Der jüdische Friedhof wurde in der Reichpogromnacht 1938 von den Nazis verwüstet und 1943 sittenwidrig an die Zivilgemeinde für 300 Reichsmark verkauft“, ruft Lauscher ein abscheuliches Kapitel der Geschichte in Erinnerung. Viele Grabsteine liegen noch entlang der historischen Friedhofsmauer im Boden vergraben, andere wurden zum Hausbau verwendet. Erst 1955 wurde der Friedhof in der Reinigerstraße auf Betreiben der Jüdischen Kultusgemeinde Trier neu errichtet, und seitdem von der Aufsichtsund Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier betreut. Gepflegt wird die Anlage von den Stadtwerken Konz. Hinweisschilder gibt es erst seit 2006, was seinerzeit der Förderverein Synagoge Könen forderte. „Im Judentum ist das Ewige Liegerecht festgeschrieben“, informiert Lauscher seine Zuhörer. Friedhöfe werden im Jüdischen Glauben auch als Haus des Lebens, Haus der Ewigkeit oder Der gute Ort bezeichnet. Als Zeichen der Wertschätzung des Verstorbenen legen Besucher kleine Steine auf das Grab. Eine Pflege wie auf Katholischen Friedhöfen gibt es nicht. Jemand, der sich ebenso gut wie der Förderverein mit jüdischen Leben auskennt, ist Roland Schumacher aus dem luxemburgischen Fentange. Er schreibt gerade ein Buch über die grenzüberschreitende Bedeutung des Judentums und hat recherchiert: „3000 männliche Juden wurden Anfang 1943 ins Vernichtungslager Majdanek in Polen gebracht, darunter auch Jakob Hayum aus Könen.“ Die 17- jährige Christina Laubenstein aus Roscheid erklärt: „Ich wollte mal sehen, wie solch ein jüdischer Friedhof aussieht.“ Die Unterschiede zum Christentum seien sehr interessant. Im Jahr der Nazi-Pogrome ist Erwin Carl geboren. Der 75-Jährige Könener sagt: „Was passiert ist, berührt mich. Solch ein brutaler Nazi-Staat darf nie wieder eine Chance bekommen.“ Die Erinnerung an die Gräuel müssten wach gehalten werden. EXTRA DAS BUCH VON WILLI KÖRTELS Über alle jüdischen Friedhöfe in Rheinland-Pfalz informiert die Internetseite www.alemannia-judaica.de. Körtels Buch „Materialien zur Geschichte der Juden in Konz“ kann zum Preis von 15 Euro telefonisch unter (06501) 15773 bestellt werden. Hierin erfährt der Leser auch viel über die jüdischen Mitbürger, die von den Nazis deportiert und ermordet wurden.
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Trierischer Volksfreund vom Mittwoch, 17. September 2014, Seite 10 |