… dass Howald einmal eine Kupfergießerei besessen hat?

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    Emile Blondelot heiratete am 19.08.1907 in der Hauptstadt die 19-jährige Margaretha Modo, welche am 22.02.1888 in Luxembourg-Clausen als Tochter des Schlossers Mathias Modo und seiner Ehefrau Katharina Schumacher aus der Hauptstadt geboren worden war. Wahrscheinlich hatten sich die beiden in Pfaffenthal kennengelernt, denn der Schlosser Mathias Modo wohnte im Jahre 1900 noch dort in der Grünwaldstraße Nr. 3.

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    Das Atelier in Pfaffenthal.(hier der Erneuerungsantrag von 1914) wurde bereits Ende 1908 vom Schöffenrat genehmigt. Die Grünewaldgasse / Grünewaldstraße heißt heute „Rue des Trois-Glands“ (ANLux J90 / 3222).

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    Inserat aus dem Luxemburger Wort vom 07.08.1929

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    Schreiben an den Schöffenrat Hesperingen vom 26.10.1933, mit der Bitte, eine Kupfergießerei hinter dem Wohnhaus in der „Rue Eugène-Welter“ errichten zu dürfen (ANLux J90 / 9338).

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    Haus Howald (Google Street-View) und Atelier Howald (Farbfoto: Rose Goergen, Howald)

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    Das Ehepaar Blondelot-Modo vor dem Krieg…

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    Die Glocke befand sich von 1949 bis 1998 im Kloster Howald und von da an bis 2002 im Rathaus der Gemeinde Hesperingen:

    Gegoss go’f ech fir

    D’herz-jesu kloster ho’wald

    als undenken un ons le’f do’den

    gefall den 9. an 11. me 1944 fir

    onse glaw an ons hemecht ho’wald

    den 25 juli 1949. emile blondelot

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    Seit 2002 ziert die Glocke den Eingang des am 30.05.2003 (die ersten Bewohner waren bereits am 10.12.2002 eingezogen) eingeweihten Centre pour Personnes Agées „Beim Klouschter“ Howald (Foto: Roland Schumacher, Fentange)

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    Eine zweite Glocke goss Emile Blondelot 1952 für die Pfadfinder von Neuhäusgen, welche mit dem Fahrrad dorthin gebracht wurde. Auszug aus dem Luxemburger Wort.

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    Verschiedene Kunstgegenstände (Fotos: Roland Schumacher, Fentange)

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    Verschiedene Kunstgegenstände (Fotos: Roland Schumacher, Fentange)

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    Verschiedene Kunstgegenstände (Fotos: Roland Schumacher, Fentange)

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    Verschiedene Kunstgegenstände (Fotos: Roland Schumacher, Fentange)

  • aus: Buet 03 / 2016 / N°25 / Bild 14

In der Rue Eugène-Welter Nummer 28 existierte Mitte des 20. Jahrhunderts eine Kupfergießerei, die von Emile Blondelot-Modo betrieben wurde. Die Familie Blondelot stammt ursprünglich aus Frankreich und eine Eigenart der Familie scheint es zu sein, dass die erstgeborenen Söhne den Vornamen Emile erhalten.

Der Großvater von Emile Blondelot-Modo hieß Emile François Blondelot, war von Beruf Schreiner und wurde am 24.05.1828 in Provins (Département Seine et Marne, Frankreich) geboren, wo der Name Blondelot schon im 17. Jahrhundert zu finden ist. Er ließ sich in Luxemburg nieder und heiratete am 06.07.1857 in Steinsel Barbara Theisen aus Heisdorf. Das Paar lebte abwechselnd in Helmsange, Bereldange und Walferdange, um sich schließlich in Pfaffenthal niederzulassen. 11 Kinder gingen aus dieser Ehe hervor.

Der erstgeborene Sohn hieß Emil Peter Blondelot. Er wurde am 29.04.1858 in Helmsange geboren und heiratete am 18.02.1882 in Luxemburg-Stadt Elisabetha Jeitz aus Niederanven. Das Paar blieb sein Leben lang in Pfaffenthal wohnen und bekam dort 7 Kinder. Von Beruf war Emil Peter Blondelot Sandgießer respektive Kupfergießer. Auch zwei seiner Söhne ergriffen diesen Beruf.

Der älteste von ihnen hieß ebenfalls Emil und wurde am 13.06.1884 geboren. Nach seiner Lehrzeit in der Kupfergießerei seines Vaters heiratete er am 19.08.1907 in Luxemburg die 19-jährige Margaretha Modo aus Clausen, Tochter eines Schlossers. Am 25.11.1908 richtete er auf dem Grundstück seiner Schwiegereltern eine Kupfergießerei ein. 1914 wurde die Erlaubnis verlängert, aber kurz nach Beantragung eines Gasmotors im Jahre 1916 zog er mit seiner Familie nach Bonneweg, wo er das Haus von J. Schamburg (Itzigerstraße 48) gekauft hatte und im Garten eine Kupfergießerei errichtete. 1933 zog es ihn dann nach Howald, wo er das villenartige Haus des Eisenbahners Folschette erworben hatte und dort (nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den Anrainern) ein Atelier einrichtete, in dem er hauptsächlich Maschinenteile für Fabriken herstellte.

Während des Krieges wurde die Ortschaft Howald durch 3 Bombenangriffe der Alliierten in Mitleidenschaft gezogen, welche vorab den Rangierbahnhof „Zwickau“ im Visier hatten. Am 9. Mai 1944 morgens gegen 9.30 Uhr traf eine der Bomben das Haus Blondelot, wobei Margaretha Blondelot-Modo ums Leben kam, während ihr Ehemann im stark beschädigten Atelier hinter dem Haus mit dem Schrecken davonkam. Er wohnte dann eine Zeitlang bei Verwandten, ehe Haus und Atelier wieder neu aufgebaut respektive grundlegend restauriert wurden. Zum Gedenken an die Opfer der Bombenangriffe goss Emile Blondelot eine kleine Glocke, die am 07.08.1949 zum ersten Mal anlässlich einer doppelten Fahnenweihe der Pfadfinder aus Howald gezeigt und dann über dem Eingangsportal des damaligen Herz-Jesu-Klosters angebracht wurde. Nach dessen Abriss im Jahre 1998 gelangte sie auf ein Ehrenpodest in dem Rathaus der Gemeinde Hesperingen, wo sie bis 2002 verblieb. Ab dann ziert sie den Eingang des neu errichteten Centre pour Personnes Agées „Beim Klouschter“ Howald.

Noch zwei weitere Glocken wurden in der Werkstatt Emile Blondelots in Howald gegossen (eine davon ging an die Pfadfinder nach Neuhäusgen), wobei ihm gerade die künstlerischen Arbeiten, welche er neben seiner reinen Werktätigkeit herstellte, ein besonderes Anliegen waren. 1953 wurde das Haus in der Rue Eugène-Welter dann verkauft. Emile Blondelot wohnte eine Zeitlang bei der Familie seines Sohnes Mathias (Limpertsberg), ehe er dann altersbedingt Quartier in der Kuranstalt „Weilerbach“ bezog, wo er am 19.05.1968 im Alter von 83 Jahren verstarb.

 

Roland Schumacher
Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper