Wussten Sie schon,... (aus: Buet 03 / 2013 / N°13)
… dass es kurz vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in vielen Gemeinden des Landes eine Feier anlässlich des 100. Geburtstags der Unabhängigkeit Luxemburgs gegeben hat, so auch in der Gemeinde Hesperingen?
Tatsächlich war die drohende Kriegsgefahr wohl Anlass für die Intensität, mit der die Zentenarfeier des Londoner Vertrags zusammen mit dem 50. Jubiläum der Dynastie im Lande begangen wurde. Vom 21.04.1939 bis zum 23.04.1939 fanden in der Hauptstadt zahlreiche Reden, Empfänge, Paraden, Messen und Konzerte statt und die Feier fand ihren Höhepunkt in einem historischen Umzug mit 30 Wagen und über 700 Teilnehmern. Viele Gemeinden taten es der Hauptstadt gleich und auch in Hesperingen wurden die Jubiläen in der Zeit vom 29.05.1939 bis zum 04.06.1939 gebührend gefeiert. Dazu wählte der Gemeinderat am 19.11.1938 eine Kommission in seinen Reihen und ein Organisationsvorstand mit Albert Schiltz an der Spitze wurde gegründet. Pfarrer Ernest Beres leitete die Festlichkeiten am 23. April 1939 dann mit einem feierlichen Hochamt ein. Die 14 Dorfvereine der Gemeinde organisierten patriotische Konzerte und Fackelzüge und über Wochen und Wochen hatten sich die Gesellschaften in Arbeitsgruppen getroffen, denn ein historischer Umzug sollte auch in der Gemeinde Hesperingen die Feierlichkeiten am 4. Juni beenden. Die Burg wurde auf Gemeindekosten beleuchtet und dem Rathaus wurde ein neuer Spritzbewurf gespendet. Der Lokalhistoriker Pierre Anen veröffentlichte am 3. Juni einen großen Artikel im Luxemburger Wort über die Geschichte der Gemeinde und das Kalkwerk Contern schenkte der Gemeinde vier Wappentafeln aus Chromolith, die in einen neu erbauten Pavillon (eine Art „Rider“) neben der Hesperinger Pfarrkirche integriert wurden. Eine Reihe von Fotos dokumentieren den historischen Umzug, der am Sonntag den 4. Juni 1939 durch alle Ortschaften der Gemeinde führte und in malerischen Bildern und farbenfrohen Trachten die Geschichte der letzten Jahrhunderte bekundete. Die Festreden am frühen Abend hielten Nic. Boes (Organisationsvorstand) und Ferdinand Kühn (Bürgermeister) auf dem Kiosk vor der Hesperinger Kirche, ehe ein prächtiges Feuerwerk „auf Onnerklaus“ die Feier beendete. Am 17.12.1939 wurde dann ein Freiheitsbaum in Hesperingen auf der „Knupp“ im Fentinger Eck, gepflanzt. In Anbetracht der ernsten Zeiten, so die damalige Tagespresse, wurde von einer größeren Veranstaltung abgesehen. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen mussten dann alle Denkmäler und Erinnerungstafeln an die Unabhängigkeitsfeier zerstört werden. Lediglich die Alzinger Kunsttafel und der Freiheitsbaum überdauerten symbolträchtig die Besatzungszeit … Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 12 / 2012 / N°12)
… dass die Kirche in Hesperingen noch gar nicht so alt ist und vor allen Dingen früher ganz anders ausgesehen hat?
Tatsächlich besteht die Pfarrei Hesperingen selbst erst seit 1849. Aber es hat in früheren Zeiten bereits eine größere Kapelle in Hesperingen gegeben, die schon in dem Visitationsbericht von 1570 erwähnt wird. Damals war dieses Gotteshaus wohl von der Herrschaft Hesperingen und ihren Besitzern (bis 1493 die Herren von Rodenmacher, ab dann die Markgrafen von Baden) abhängig. Vielleicht war dieses Bauwerk identisch mit der Nikolaus-Kapelle, die sich bis 1833 im Zentrum Hesperingens befunden hat. Besagte Kapelle und ihre Pfarrkinder waren abhängig von der alten Pfarrei Itzig und um 1800 sogar zeitweise auch von der Pfarrei Fentingen (alle Häuser diesseits der Alzettebrücke). Ab 1818 versuchte Hesperingen als Gemeindehauptort auch eine eigene Pfarrei und eine eigene Kirche zu erwirken, was aber sowohl mit politischen als auch mit finanziellen Schwierigkeiten verbunden war. Nichtsdestotrotz erzwangen die Einwohner Hesperingens den Bau einer eigenen Kirche, wobei sie zusätzlich noch den Verlust ihrer Spareinlagen durch den Konkurs eines Notars hinnehmen mussten. Sogar der Abriss der alten Kapelle erforderte die gemeinsamen Kräfte vieler Arbeiter und die „gütige“ Mithilfe eines gewaltigen Sturms. Ende der 1830er Jahre stand die neue neo-klassizistische Kirche (Einsegnung am 11.12.1836) dann endlich und es erforderte viele Spenden, um das leere Innere zu einem seelsorgerisch anspruchsvollen Raum zu gestalten. 1849 konnte dann auch die Errichtung einer eigenen Pfarrei durch die Loslösung von Itzig und Fentingen erwirkt werden. Lediglich der kleine Dachturm wurde von den Besuchern spöttisch belächelt, was 1890 dann den Bau eines neuen Turms durch den Staatsarchitekten Charles Arendt bewirkte. Gleichzeitig wurde die Kirche nach Süden um 6 Meter vergrößert, eine Emporbühne über dem neuen Teil angebracht und es wurden drei neue Glocken angeschafft (1890). In den Jahren 1928 bis 1930 entstand der öffentliche Platz vor der Kirche, indem die alte Furt zur Alzette (das Vieh wurde dort getränkt) überdeckt und das Haus Anzia mitsamt einer Scheune der Familie Klein aufgekauft und abgetragen wurde. Im September 1933 wurde der alte Kiosk der „Place d’Armes“ in der Hauptstadt aufgekauft und auf besagtem öffentlichen Platz in Hesperingen errichtet, wo er bis zum Sommer 1963 stand. Die 1825 angefertigte Orgel der Firma Gerhard aus Boppard am Rhein wurde 1921 erworben und mit einem neuen neuen Werk versehen. 1961 erfolgte ein elektronischer Umbau und 1981 eine Erweiterung des Orgelwerks. 2012 erwog das Service des Sites et Monuments Nationaux die Klassifizierung der Kirche als schützenswertes Bauwerk, das mitsamt der Burg die Ortschaftsmitte Hesperingens bestimmt, deren visuelle Anziehungskraft die vielen Gemälde, Postkarten und fotografischen Ansichten dokumentieren. Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 09 / 2012 / N°11)
… dass es in Alzingen früher eine Ziegelfabrik gegeben hat?
Während mehr als 120 Jahren existierte diese „Zillebäckerei“, die in Nebengebäuden eines 1772 von Pierre Conter und Catherine Reinert errichteten Hauses untergebracht war (heute Nr. 29 und 31 in der Rue de Syren). Kurze Zeit später gelangte sie in den Besitz der Familie Sauser, deren Nachkommen bis um 1893 dort Ziegel herstellten. Am 12.03.1772 überließ Jacques Stiff, der Meier in Fentingen (eine Art Bürgermeister, Ortsvorsteher), seinem Neffen Peter Conter aus Alzingen einige Ackerstücke daselbst zur Errichtung einer Ziegelei. Dafür musste dieser ihm 7 Taler sowie weitere 4 Schillinge (Rente an die Herrschaft Mersch) zahlen und zwei Stiff zugehörige Häuser in Fentingen mit ihren Nebengebäuden decken. Es handelte sich also anfangs vornehmlich um Dachziegel, die dort hergestellt wurden, später kamen dann Bauziegel dazu. Zu ihrer Herstellung verwendete man hauptsächlich gelblich braun gefärbte harte Lehmsträhnen, die durch sandigen, eisenhaltigen Ton entstanden und in den „Wolfskielen“ in Alzingen hinreichend vorhanden waren. Nachdem man den Lehm mit einem breiten Spaten gestochen hatte, wurde er zu einer teilweise mit Wasser gefüllten Grube („Lehmkaul“) gebracht, angefeuchtet und mit dem Spaten auseinander geschlagen, um die Steinchen und Wurzeln zu entfernen. Anschließend wurde er unter großem Kraftaufwand in Holzformen gepresst. Nachdem die Ziegel wieder aus der Form entfernt worden waren, wurden sie einige Wochen (bis zu einem Monat) lang aufgeschichtet und getrocknet, ehe man sie in der „Bäckerei“ (mehrere hohe Öfen nahe der Häuser) brennen konnte. 1774 existierte die „Zillebäckerei“ in Alzingen bereits. Das dortige Pfarrhaus musste in jenem Jahr von Grund auf neu erbaut werden und die Arbeiten wurden für 180 trierische Reichstaler an den Baumeister und „Ziehlenbäcker“ Peter Conter aus Alzingen vergeben. Der 1732 in Roeser geborene und nach Alzingen verheiratete Tagelöhner und Schreiner (Johann) Peter Conter hatte die Ziegelfabrikation wohl eher nebenher ausgeübt, aber bereits 1777 kam mit Joseph (Anton) Sauser ein gelernter Ziegelbäcker oder -brenner nach Alzingen. Dessen ursprünglich aus der Pfalz stammende Vater Theodor Sauser hatte bereits um 1744 die Erlaubnis erhalten, in Schoeneck (heute Département Moselle, Lothringen, Frankreich) eine Ziegelbäckerei zu betreiben. Das lothringisch-saarländische Gebiet war um diese Zeit reich an Hütten jeder Art, vor allem Ziegelhütten und Glashütten. Joseph Sauser, um 1734 in Ottenhausen geboren, hatte 1765 in Saarbrücken Anna Maria Mathieu geheiratet und kam nach mehreren Zwischenstationen um 1772 in den französischen Grenzort Hagen (bis 1822 Teil der luxemburgischen Gemeinde Frisingen). Ab 1777 befand sich die Familie in der Gemeinde Hesperingen und 1779 wurde dann das letzte Kind der Familie Sauser-Mathieu in Alzingen geboren. Pate war der Schreiner Peter Conter, dessen Ziegelbäckerei die Familie Sauser um diese Zeit betrieb. Diese „tuilerie“ befand sich laut erstem Katasterplan (um 1824) in Sektion C (Alzingen) und trug die Parzellennummer 42. Als die Eheleute Sauser-Mathieu beide im Jahre 1804 starben, hinterließen sie eine große Nachkommenschaft, welche sich in Alzingen und Umgegend etabliert hatte. Der Sohn Laurent Sauser, um 1771 in Forbach (Frankreich) geboren und seit 1799 mit der aus Alzingen stammenden Margaretha Kurth verheiratet (eine zweite Ehe mit Elisabeth Becker fand 1812 statt) übernahm die Ziegelfabrik und wurde im Kataster von 1824 als Besitzer eingetragen. Beiden Ehen entstammten insgesamt 19 Kinder, deren 7 bereits im Kindesalter verstarben. Als Laurent Sauser im Jahre 1830 und seine zweite Ehefrau 1842 verstarben, lebten noch alle Nachkommen in Luxemburg. Da der Beruf des Ziegelherstellers aber nicht alle ernähren konnte, nahmen viele andere Berufe an oder emigrierten gar in die USA (8 der 12 überlebenden Kinder zogen dorthin). Sein ältester Sohn Peter Sauser (1799 geb.), seit 1834 verheiratet mit Catharina Ries, übernahm mit seinem gleichnamigen Stiefbruder (1817 geb., 1866 wohl an der Cholera verst.) die Ziegelbäckerei, nebenan betrieb sein Neffe Nicolas Sauser-Pettinger für kurze Zeit eine Gastwirtschaft. Aus der Ehe Sauser-Ries gingen 14 Kinder hervor. Die Volkszählung von 1858 vermerkte 15 Personen in dem Haushalt, deren 4 offiziell dem Beruf des Ziegelbäckers nachgingen. Spätestens 1876 übernahm der älteste Sohn Adam Sauser, 1835 in Alzingen geb. und seit 1864 mit der aus Sandweiler stammenden Anna Margaretha Mousel verheiratet, die Ziegelbäckerei. Die meisten ihrer 10 Kinder starben früh, andere wanderten in die USA aus. Im Jahr 1893 wurde die Ziegelbäckerei in Alzingen ein letztes Mal erwähnt, Adam Sauser übte anschließend nur noch den Beruf des Landwirts aus. Der Gebäudekomplex gelangte später in den Besitz der Familie Remakel-Prott, die Landwirtschaft und eine Zeit lang auch eine Gastwirtschaft dort betrieben. Die Gebäude blieben im Besitz der Familie, ehe um 1943 das Wohnhaus selbst von der Familie Schneider-Schmitz angesteigert wurde. Beide Häuser befinden sich auch heute noch im Besitz von Nachkommen der beiden Familien Remakel und Schneider. Wenige Ziegelsteine sind bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben. In den USA befindet sich ein dekorierter Stein mit dem Namenszug Adam Sauser bei Nachkommen der Familie, während die „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper“ anderthalb Bauziegel gebrauchsüblicher Bauart in ihrem Archiv besitzen. Diese sind von rötlicher-brauner Farbe, fast 22 cm lang, 10,5 cm breit und ungefähr 4,5 cm hoch. An einer Längsseite der Ziegel sind noch die Umrisse der Verschalung (Brettchen von etwa 1,5 cm Breite) sichtbar. Die zweite Längsseite ist wesentlich rauer, ziemlich uneben und lässt das Glattstreichen der Lehmmasse mit einem geeigneten Gegenstand erahnen. Über den Absatz und die Produktionszahlen gibt es nur Unterlagen aus dem Jahre 1826. Damals wurden 6 Personen beschäftigt und es konnten jährlich 100.000 Dach- und Bauziegel zu einem Wert von 1.050 Gulden hergestellt werden, die nur im Inland verkauft wurden. Bestimmt befinden sich noch heute in manchen Mauern in Alzingen und Umgebung Zeugnisse der ehemaligen „Zillebäckerei“.
Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 06 / 2012 / N°10)
... dass die "rue du Couvent Sacré Coeur" (so ihr vollständiger Name) auf Howald ihre Benennung wirklich einem Kloster verdankt, das sich einmal dort (am Ende der Straße) befunden hat? Tatsächlich werden sich wohl noch manche an das frühere Herz-Jesu-Kloster erinnern können, das bis Ende 1998 das Bild des östlichen Ortschaftsteils mitgeprägt hat. Früher war der Howald ein Flurname ("Hochwald") welcher mitsamt seinen Forsten, Feldern und Wiesen der Sektion Hesperingen angehörte. Nachdem der Galgen in der Franzosenzeit (um 1795) und die sich in der Nähe befindliche Einsiedelei und Kapelle bereits im Jahre 1759 abgerissen und verschwunden waren, dauerte es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, ehe die ersten Straßen auf Howald entstanden (rue Eugène Welter und Avenue Berchem). Dem Wunsch des Papstes PiusXI. entsprechend trugen sich die Herz-Jesu-Pater kurz vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Gedanken, ein Exerzitienheim auf Howald zu errichten. Pater Jean Keup, Rektor in Brugelette (Belgien) wurde mit dem Neubau beauftragt und der der definitive Kaufakt für das 4 Hektar große Areal konnte am 16.07.1937 unterschrieben werden. Vier Monate später konnten die Pläne für den Bau des Klosters vorgelegt werden, die Bischof Jospeh Philippe am 29.01.1938 genehmigte. Dabei mussten die Patres jedoch den Bau eines eigenen Gotteshauses für die weit über 1.000 Seelen zählende Bevölkerung von Howald zurücukstellen, da die Errichtung einer neuen Pfarrei (Howald gehörte zu Hesperingen) eine diffizile Angelegenheit darstellte, die nicht im Sinne des Bistums war. Am 14.04.1938 (Gründonnerstag) wurde mit dem Ausgraben der Fundamente begonnen. Architekt Jentgen zeichnete füur die Pläne verantwortlich, während die Unternehmerfirma der Gebrüder Zimmer sich um den Bau kümmerte. Am 28.06.1938 wurde der Grundstein durch den Bischof Joseph Philippe gelegt und bereits zu Weihnachten 1938 konnte das erste Messopfer in der Klosterkapelle gefeiert werden. Ab dem 25.12.1938 kann man also von einer (inoffiziellen) Kaplanei Howald sprechen. In der mit 190 Sitzplätzen bedachten Kapelle wurden nun wöchentlich zwei Messen und ein sonntägliches Hochamt gefeiert, die sehr gut besucht waren. Am 24.03.1939 konnte das Kloster dann als drittes Haus der Herz-Jesu-Priester in Luxemburg von Bischof Philippe feierlich eingeweiht werden. Das Gebäude zählte 65 Zimmer, Konferenzsäle, eine Kapelle und eine Bibliothek. In knapp 7 Monaten wurden 33 Exerzitien und Einkehrtage mit einer Teilnehmerzahl von 726 Personen veranstaltet. Anfang 1941 übernahm eine dutsche Zivilverwaltung das Haus und die Pater, Schwestern und Pensionäre mussten das Heim binnen weniger Stunden Richtung Südfrankreich verlassen. Die Räumlichkeiten wurden geplündert und anschließend neu eingerichtet. Das erste Stockwerk wurde für die Haushaltungsschule von Verlorenkost und das zweite Stockwerk zu einem Heim für deutsche Mütter umfunktioniert. Die Altäre wurden in einen Schuppen der Schreinerei Lavandier an der route de Thionville gebrahct, die der Howalder Bevölkerung als Notkapelle diente. Den Vertrag mirt der Firma Lavandier hatte Pfarrer Beres aus Hesperingen am 19.01.1941 geschlossen, den Gottesdienst hielt der emeritierte Pfarrer Auguste Hoferlin aus Beggen und später der Neopresbyter Alphonse Gilbertz aus Nommern ab. Anfang September 1944 wurde das Kloster dann von amerikanischen Truppen belegt, die Pater André Wolff ab dem 17.12.1944 das Wohnrecht erlaubten. In dem Haus, in welchem während der Rundstedt-Offensive mehr als 4.500 Verletzte gepflegt wurden, konnte am 11.10.1944 General Eisenhower und am 04.02.1945 auch General Patton empfangen werden.Ab Ende Mai 1945 wurde das Kloster zu einem Empfangs- und Verteilerlager für aus Russland heimkehrende Luxemburger Frontsoldaten umgestaltet und ab dem 01.11.1946 konnte die Pater mit dem Wiederaufbau der klösterlichen Einrichtungen beginnen. Pater Nicolas Daubenfeld stand der neuen Gemeinschaft vor, deren Vikarstelle von Pater Joseph Conrad bekleidet wurde, welcher Anfang 1946 auch die Howalder Scouten ("Don Bosco") gründete. Ihm folgten unter anderem Pater Pierre Zahlen und Pater Joseph Adam. 1949 fertigte der Kupfergießer Emile Blondelot aus Howald, dessen Frau bei dem Bombenangriff vom 09.05.1944 umgekommen war, für die Opfer vom 9. und 1.. Mai eine kleine Glockean, die zuerst über dem Klostereingang hing, ehe sie anschließend in dem neuen Rathaus ("Urbéngsschlass")in Hesperingen untergebracht wurde.Ab Herbst 2002 ziert sie den Eingang des neu errichteten CIPA Howald. Eine weiße Herz-Jesu-Statue aus Gips befand sich lange in der Eingangshalle des Klosters. Es handelte sich dabei um das Modell ("maquette") einer Bronzefigur, welche die Familie von Pater Raymond Nickels um 1950 in Frankreich hatte anfertigen lassen und welche noch heute auf dem Pilatusberg in Eich zu sehen ist. In den 50er Jahren wurde das Kloster zum Inbegriff für Exerzitien und Einkehrtage (Reträten), für Studienwochen und Tagungen der Katholischen Aktion und der "Journées des fiancées". Dazu kümmerten sich die Herz-Jesu-Pater um die JOC, die Pfadfinder und die CARITAS. Der Erhebung der Kaplanei zur eigenständigen bischöflichen Pfarrei )"Paroisse Notre-Dame de la Miséricorde") am 28.08.1962 und der Installation des Herz-Jesu-Paters René Linster als ersten Pfarrer auf Howald folgte der Bau der modernen KirchePfarrkirche, die am 19.05.1966 durch Bischof Léon Lommel konsekriert wurde. Nachdem das Kloster anfangs als geistiges Zentrum für Exerzitien und Ehevorbereitungskurse beibehalten werden konnte, musste in den 80er Jahren der zahlenmäßigen Regression der Patres Rechnung getragen werden und am 01.08.1987 wurde das Kloster an den Staat verkauft. Das Familienministerium plante anfangs, das "Hospice du Rham" dorthin zu verlegen zu lassen, überließ das Haus dann aber vietnamesischen und später albanischen Flüchtlingenals Übergangslösung, ehe das Gebäude Mitte September 1998 geräumt und wenige Tage später abgerissen wurde. Dies geschah, um einem Altenheim Platz zu machen, das bereits am 10.12.2022 von den ersten Bewohnern bezogen werden konnte. Die feierliche Eröffnung des "Centre Intégré pour Personnes Âgées Howald" fand am 30.05.2003 statt.
Roland Schumacher |
Wussten Sie schon,... (aus: Buet 03 / 2012 / N°9)
...dass die Ortschaft Fentingen früher einen Bahnhof besaß? 1825 wurde die erste öffentliche Eisenbahn unter der Leitung von George Stephenson eingeweit und bereits wenige Jahre später wurden in unseren Nachbarländern ganze Eisenbahnnetze errichtet. Vom politischen und damit auch wirtschaftlichen Standpunkt befand sich Luxemburg zu dieser Zeit in einer sehr isolierten Lage. Der Vertarg von 1839, welcher die Niederlande und Belgien trennte, beraubte unser Land eines großen Gebietes, das an Belgien abgetreten wurde. Für Luxemburg bedeutete die Errichtung eines eigenen Eisenbahnnetzes in erster Linie einen schnelleren und vorteilhafteren Transport des Eisenerzes sowie der landwirtschaftlicher Produkte nach dem Ausland. Viele Arbeitsstellen wurden geschaffen, die Auswanderung klang ab und Industrie wie auch Handel wurden konkurrenzfähiger. Dass die Schienenstränge mittlerweile bis an unsere Grenzen reichten, wusste auch die letzten Skeptiker von dem Erfolg eines solchen Vorhabens zu überzeugen. In einem am 30.04.1856 vorgelegten Kommissionsbericht wurde der Strecke von Hesperingen bis zur französischen Grenze zugestimmt, während der 7.5 km lange Abschnitt Hesperingen - Luxemburg von der nach zu klärenden Lage des Zentralbahnhofs abhing. Am 05.05.1856 wurde die Streckenführung Hesperingen - französishce Grenze dann durch Königlich-Großherzoglichen Beschluss Wilhelms III. gutgeheißen. Am 03.06.1857 wurde in einem Brief des General-Administrators Paul de Scherff auch zum ersten Male eine mögliche Station Fentingen angedeutet: "Il est encore indispensable de ménager entre Fentange et Hespérange un palier d'environ 400 mètres, et situé dans un endroit pouvant être facilement raccordé avec les voies de communication existantes. La distance de Bettembourg à Luxembourg est trop grande, et la localité de Hespérange, ainsi que les communications qui y aboutissent, sont trop importantes pour que cette contrée puisse rester dépourvue de gare." Und weiter heißt es in einem Brief vom 17.06.1857: "... que je ne pouvais pas approuver définitivement votre premier projet avant qu'on ait recherché encore le moyen de l'améliorer, et qu'on ne l'ait rectifié par l'établissement d'un palier aux environs de Fentange". Am 5. Oktober 1859 konnte die Strecke Luxemburg - Bettemburg (- Diedenhofen - Metz) mit einer Länge von 17 km dann in Betrieb genommen werden. Der Bahnhof Fentingen war der erste auf der Strecke Luxemburg - Diedenhofen und als Zwischenbahnhof konzipiert. Seine Anlagen waren sehr bescheiden: ein durchgehendes Hauptgleis, ein Überholugsgleis, 2 Weichen und ein Empfangsgebäude.Erst ab 1873 war die Strecke Luxemburg - Diedenhofen dann zweigleisig. Der Bahnhof war beim Streckenbau Luxemburg - Diedenhofen an das äußerste südliche Ende des Fentinger Banns errichtet worden. Johann Dominik Stiff aus Fentingen, Abgeordneter und Bürgermeister der Gemeinde Hesperingen, hatte damals seinen ganzen Einfluss geltend gemacht, damit der Gahnhof an dem Nordrand des Dorfes entstehen würde, während die Ortsvorsteher des Roeserbanns sich vehement für den Standort Berchem eingesetzt hatten. Die Lösung lag (wie so oft in der Politik) in der Mitte... Scheinbar war der Standort des Bahnhofs Fentingen aber für die Gemeinde Hesperingen unbefriedigend, denn viele Einwohner und Marktbesucher legten den Weg zur Hauptstadt wie eh und je zu Fuß zurück. Auch Proteste vonseiten der Gemeinde Roeser wurden im Verlaufe der Zeit nicht weniger und ab 1876 gar mahnender 17 Jahre nach der Eröffnung des Fentinger Bahnhofs. Dass die Gemeinde Hesperingen in dem anschließenden Streit unterlag, muss auch an den dürftigen Protesten der Gemeindeverwaltung gelegen haben. Außerdem hatte die Gemeinde Roeser neben der Eisenbahnbehörde des Öfteren höchste staatliche Stellen (darunter den Staatsminister Félix de Blochausen) als direkte Ansprechpartner auserwählt, die ihnen wohl gesonnen waren. Der Regierungskommissar und Staatsrat Charles-Frédéric Mersch-Faber wurde 1876 seitens der Eisenbahnbehörde darüber unterrichtet, dass das Unternehmen "Bahnhof Berchem" nur dann zu bewerkstelligen wäre, wenn man die Station Fentingen nach Berchem verlegt, nicht aber durch einen weiteren Halt ergänzt würde. Tatsächlich würde ein Halt in Berchem (knapp 1.500 Meter von dem Fentinger Bahnhof entfernt) diesem den geringeren Personenverkehr abspenstig machen. Die Kosten für den Bau in Berchem schreckte die Eisenbahnverwaltung ab und sie machte der Gemeinde Roeser die Auflage, dass diese ein finanzielles Engagement eingehen müsse, indem sie beispielsweise den Grund und Boden unentgeltlich zur Verfügung stellen und auf eigene Kosten einen ausreichenden Zufahrtsweg herrichten würde. Eine Entscheidung müsse schnell getroffen werden, da zu diesem Zeitpunkt Verhandlungen stattfänden, die Station Fentingen auch für Wagenladeverkehr zu eröffnen. Die Planung der Sekundärbahn "Jangeli" welche von Luxemburg über Hesperingen nach Remich (und umgekehrt) führte und am 20.02.1882 in Betrieb genommen wurde, hat möglicherweise für den Bahnhof Fentingen dann das endgültige Aus bedeutet. Ein Schreiben der "Kaiserlichen Eisenbahn-Betriebs-Inspection VI" vom 8.10.1877 informierte den Regierungskommissar Mersch-Faber schließlich darüber, dass am 15.10.1877 die zwischen Luxemburg und Bettemburg gelegene und errichtete Station Berchem für den Güter-, Personen- und Gepäckverkehr eröffnet und dagegen die bisherige Station Fentingen von dem gleichen Tage ab, aufgehoben wird." In späteren Jahren (1913 und 1924) wurde mehrmals der Versuch unternommen, die Station Fentingen wieder ihrer früheren Bestimmung zuzuführen,a ber ohne Erfolg. Mit der Errichtung eines Autobusdienstes ab Ende Oktober 1930 (das Fuhrunternehmen Johann und Victor Feider aus Bonneweg wurde mit dem Dienst für die Strecken Itzig - Hesperingen - Fentingen - Berchem und Itzig - Hesperingen beauftragt), an dem sich der Staat zudem zu 50% beteiligte, wurde der Fentinger Bahnhof uninteressant. Seit dem Jahr 1878 hatte das Gebäude noch verschiedenen Rottenführern und anderen Eisenbahnangestellten mitsamt ihrer Familien als Domizil gedient, ehe es dann im Sommer 1960 durch das Unternehmen Kuhn et fils aus der Hauptstadt abgerissen wurde.
Roland Schumacher |