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Aus dem Wort vom 2. Dezember 2014

LW 2014 12 02

Staatsminister Paul Eyschen und der entgleiste Waggon

Vor fast 60 Jahren wurde die Bahnstrecke Luxemburg – Remich eingestellt


 

Luxemburg. „...De Scheierbierg erof do geet ët méi schnell. Do héiert een d'Gebimmel nëmme vun der Schell. Zu Réimech op der Gare hält en een Abléck. Do gëtt en ëmgedréit a flott geet et nees z'réck...“ – heißt es in einem bekannten Luxemburger Lied. Die Rede ist von der Schmalspurbahn „Jangeli“, die vom 17. Februar 1882 bis zum 21. Mai 1955 auf der Strecke Luxemburg-Remich fuhr.

Wie Jean-Paul Meyer in seinem jüngsten Buch über den „Jangeli“ schreibt, prägte die Bahn das Leben und den Alltag der Bürger maßgeblich und trug zum wirtschaftlichen Aufschwung der Handwerks- und Industriebetriebe in den Ortschaften entlang der Strecke sowie der gesamten Moselregion bei. Darüber hinaus war dieser 27,265 Kilometer lange Abschnitt landesweit der einzige, der u. a. aufgrund der Steinbrüche und Gipsgruben entlang der Strecke schwarze Zahlen schrieb.

Leicht hatte es die Kleinbahn zu dieser Zeit aber nicht. Die Tücken der Technik und die Höhenunterschiede machten die Fahrt teilweise sehr abenteuerlich. So geschehen am 11. November 1890, als der letzte Waggon des „Jangeli“ in Höhe von Hesperingen entgleiste.

Mit an Bord waren an diesem Tag nicht nur mehrere Schüler, die unterwegs zum Begräbnis eines Mitschülers nach Weiler-la-Tour waren, sondern auch der damalige Staatsminister Paul Eyschen. Unter seinem Kommando wurde der entgleiste Wagen dann auch wieder auf die Gleise gedrückt und die Bahn konnte weiter ihrem Ziel entgegendampfen. Weniger Glück hatten aber acht Jahre vorher – anno 1892 – zwei Abgeordnete, die in Bad Mondorf vergeblich auf den „Jangeli“ warteten. Dabei war es gerade an diesem Tag besonders wichtig, in der Abgeordnetenkammer präsent zu sein. Immerhin sollte das Schulgesetz gestimmt werden. Da die Schmalspurbahn aber einige Kilometer vor Bad Mondorf entgleist war, schwand nach längerem Warten die Hoffnung der beiden Abgeordneten, noch pünktlich zur Sitzung in die Hauptstadt zu gelangen. Also organisierten sie sich kurzerhand ein anderes Fortbewegungsmittel: Mithilfe der Pferdekutsche gelang es den beiden so doch noch, bei der Abstimmung dabei zu sein.

Seine letzte, wenn auch zu diesem Zeitpunkt inoffizielle Fahrt trat „Jangeli“ am 21. Mai 1955 an. Bereits seit längerem waren Eisenbahngesellschaft und Gewerkschaften nicht mehr einer Meinung über den Erhalt der Schmalspurbahn.

Während die Gewerkschaften sich für den „Jangeli“ aussprachen, wollte die CFL die Bahn durch Busse ersetzen. Im Rahmen der Elektrifizierung der Normalspurstrecken sollte die Straßenbauverwaltung die Arbeiten an der Brücke in Bonneweg durchführen. Da der Belag auf der Brücke erneuert werden musste, kam diese Anfrage nur gelegen.

Anfangs sollte die Brücke während eines Monats für den Zugverkehr gesperrt und der „Jangeli“ in dieser Zeit durch Busse ersetzt werden. Die Arbeiten begannen schließlich am 22. Mai 1955, wurden aber nicht innerhalb von 30 Tagen abgeschlossen, sondern zogen sich bis Oktober hin. In der Zwischenzeit hatte ein Großteil der Bevölkerung sich gegen die Wiedereröffnung der Kleinbahn eingesetzt. Denn im Gegensatz zum „Jangeli“ fuhren die Busse nicht nur einzelne Ortschaften, sondern fast alle Dörfer der Region an, was den Alltag der Bürger deutlich erleichterte.

Am 15. Mai 1956 stimmte die Mehrheit der Abgeordneten denn auch auf Druck der Bevölkerung für den Erhalt der Busverbindungen – was gleichzeitig das Aus für die Schmalspurbahn „Jangeli“ bedeutete.(nas)

 

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Luxemburger Wort vom Dienstag, 2. Dezember 2014, Seite